29.07.11

Patt - Situation

Die amerikanischen Abgeordneten haben offenbar Nerven aus Stahl. Das Nervenkostüm der Anleger dagegen entpuppt sich wie gewohnt als sehr fragil: Der Goldpreis schnellt in ungeahnte Höhen und der Schweizer Franken bewährt sich als Fluchtwährung. 
Die Staatspleite ist bereits im Gespräch, eine Einigung in letzter Sekunde rückt mit dem Verstreichen der Zeit immer weiter in die Ferne. Die Fronten haben sich festgefahren, zu allem Überfluss. Ist denn alles angerichtet für den weltwirtschaftlichen Supergau? Eigentlich schon, die Wand steht unbeirrt, auf die der Karren prallen wird. Dennoch, die dünne Hoffnung, sie lebt. Die Hoffnung, auf eine rechtzeitige einvernehmliche Lösung und dass sich das Gefährt dann noch als mänovrierfähig erweist.

18.07.11

e la festa continua?

Übersetzung Sprechblase: Lieber Professorino, selbstverständlich braucht es drastische und kühne Signale.
Alle Zeichen stehen jedoch auf Sturm, der Himmel hat sich längst nicht nur am Horizont verfinstert. Berlusconi sitzt in mehreren Klemmen gleichzeitig. Italien muss ein starkes Zeichen setzen, die EU verlangt ein regelrechtes Gelöbnis, das dem wuchernden Haushaltsdefizit Einhalt gebieten soll. Das eilig geschnürte Sparpaket vermag vielleicht die blankliegenden Nervenbündel der Finanzmärkte einigermaßen  beruhigen, es bedeutet aber Ungemach für die amtierende Regierung in der Person von Silvio Berlusconi. Die schmerzhaften Einsparungen lassen sich nicht leicht kleinreden, das vermag auch der sonst so pomadige Redner Berlusconi nicht. Der schale Nachgeschmack bleibt. Den sparenden italienischen Familien wird in die Taschen gegriffen, während beispielsweise die Steuerflucht der Reichen nicht eingedämmt wird.  Die Spitzengehälter  der Politiker werden etwa keineswegs gekürzt. Nirgendwo verdient es sich in der Politik so gut wie in Italien. 
 Berlusconi hat sich gegen den sparenden Tremonti  mit Zähnen und Klauen gewehrt, ein regelrechter Machtkampf, den er zähneknirschend verloren hat. Liebend gerne wäre der Regierungschef in die Offensive gegangen und hätte wie gewohnt zum x-ten Male die wirtschaftliche Schwäche des Landes nicht nur zerredet, sondern im selben Atemzug seine eigene Übergröße und Einzigartigkeit  ausgelassen gefeiert.   Denn Feiern, das kann er.

12.07.11

Blick in den Abgrund

Die Briten haben weltweit den besten Journalismus. Sagt man und da ist sicher Wahres dran, wenn man die ganze Bandbreite in ihrer Vielfalt betrachtet. Bestes journalistisches Handwerk exportieren die Briten übrigens neuerdings erfolgreich in die Vereinigten Staaten. Besonders die Onlinversionen der renommierten britischen Blätter haben dort viele Leser. Allerdings ist die Presse auf der Insel auch wegen der vielen und besonders aggressiv agierenden Revolverblätter bekannt. 
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01.07.11

Exportartikel

Deutschland ist die Exportnation schlechthin. China als Wirtschaftssupermacht ist weltweit auf milliardenschwerer Einkaufstour. Die deutsche Ministerriege, die sich beim Empfang des chinesischen Ministerpräsidenten einfand, war seit Menschengedenken noch nie so lang geraten. Das zeigt auch, dass sich die wirtschaftlichen Schwerpunkte von Westen nach Osten verlagern. China stützt finanziell ganz nebenbei auch marode Staaten Europas wie Griechenland, Spanien, Polen... investiert in Bulgarien . Dieser äußerst segensreiche Trend wird weitergeführt, versichert  Wen Jiabao und maskiert diese marktpolitische Machtdemonstration unverfroren als selbstverständliche Hilfeleistung an Bedürftige. In diesem bedeutungstriefenden Rahmen findet die Verletzung von Menschenrechten in China Erwähnung. Eingezwängt zwischen zukunftsschwangeren Wirtschaftsabkommen begrüßt Merkel ganz nebenbei, dass Ai Weiwei kurz vor der Europatour vorübergegehend freigelassen wurde. Ein geschickter Schachzug der chinesischen Regierung, der müden und leeren  Protesten  aus dem Westen den letzten lauen Wind aus den Segeln nehmen soll.

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